"dazugehören" - das WIR-Gefühl im Kreuzbund stärken
Silvia Altmannsberger, Geschäftsführerin des Kreuzbund Hessen begrüßte ganz herzlich alle Teilnehmenden der DVs Fulda, Limburg und Mainz sowie Andrea Stollfuß (Bundesvorsitzende des KB) und Marianne Holthaus (Suchtreferentin der Bundesgeschäftsstelle).
In ihren einleitenden Worten beschrieb Andrea Stollfuß den Prozess, wie sich beginnend mit der Agenda 2020 über die Herbstarbeitstagung 2015 die heutige Zukunftswerkstatt „dazugehören“ entwickelt hat. Mit der Methode des World Café sollen Visionen eingefangen und Fragen bearbeitet werden, wie der Kreuzbund zukünftig aussehen soll. Bewährte Strukturen sollen dabei erhalten und verbesserungswürdige Bereiche näher untersucht werden. Der Kreuzbund muss zukünftig mehr junge Leute erreichen und für eine Mitarbeit gewinnen. Die Öffentlichkeitsarbeit muss effektiver werden, um den Bekanntheitsgrad des KB endlich zu erhöhen. Aus diesen Anforderungen leiteten sich die heutigen zu bearbeitenden Themen „Willkommenskultur beim KB“ und „Kernbotschaften des KB“ ab.
Mit Willkommenskultur ist nicht nur die „Begrüßung“ gemeint. Willkommenskultur lebt von den eigenen Überzeugungen, persönlichen Haltungen und Botschaften. Die Gruppe ist dabei die lebendige Zelle im Kreuzbund.
Fragen zu Kernbotschaften könnten lauten:
Was macht uns attraktiv?
Was macht meine Arbeit im KB sinnvoll?
Warum bin ich Weggefährte, warum Gruppenleiter?
Wie bringe ich meine persönliche Motivation in Worte?
Marianne Holthaus erläuterte die Arbeitsweise des „World Cafés“, die auch „Kaffee, Stift und Geistesblitz“ genannt wird. Alle Ebenen des Kreuzbundes wirken mit, um bei den gestellten Fragen zu Lösungswegen zu gelangen.
7 Tische zu jeweils 8 Personen wurden mit weißen Papierdecken hergerichtet und mit verschiedenen Schreibstiften, Gebäck und Getränken versehen. Pro Tisch wurde ein Gastgeber ausgedeutet, der die jeweilige Runde moderierte und nachher die Ergebnisse vortrug. Jeder Tisch erhielt eine Frage, die in 15 Minuten bearbeitet werden musste. Dazu konnte jeder Teilnehmende seinen Beitrag auf die Tischdecke schreiben. Nach 15 Minuten wurden die Tische gewechselt. Die Teilnehmenden konnten sich einen neuen Tisch mit einer anderen Frage aussuchen. Auf diese Weise wurden im Laufe des Tages 9 Fragen bearbeitet und die Ergebnisse später vorgestellt.
Bei den ersten 6 Fragen ging es um das Thema „Willkommenskultur“.
1. Welche Wege zur Verbesserung der Willkommenskultur?
Der Erstkontakt am Telefon oder in einem 1. Gespräch vor der Gruppenstunde ist bereits entscheidend und sollte mit viel Sensibilität angegangen werden. Vor der 1. Gruppenstunde evtl. ein Einzelgespräch ansetzen.
Die Gespräche sollten auf Augenhöhe geführt werden.
Wichtig ist, sich Zeit zu nehmen, zuzuhören und Vertrauen aufzubauen.
Keine Vorschriften und Schuldzuweisungen machen.
Die oder der Neue sollen sich in der Gruppe wohlfühlen
Die Gruppe ist ein geschützter Raum
Am Anfang eine kurze Vorstellungsrunde machen, evtl. Namensschilder aufstellen. In einer der nächsten Runden können Tel.Nr. ausgetauscht werden.
Dem Neuen nach der 1. Gruppenstunde die Möglichkeit zum Feedback geben.
Den Neuen zur ersten Gruppenstunde evtl. von zu Haus abholen.
2. Persönliche Lotsen in der Gruppe, wie könnte das aussehen?
Die Chemie muss stimmen!
Gegenseitige Erwartungen abklären
Regeln aufstellen und einhalten
Alle Gruppenmitglieder können Ansprechpartner oder besser Pate für das neue Gruppenmitglied sein.
Paten sollten Lotsenschulung oder SHA gemacht haben.
Paten müssen abstinent sein und Telefonbereitschaft haben.
Offene Medien wie Whats-App nutzen
3. Wie werden Rückkehrende oder Rückfällige am besten willkommen geheißen?
Es besteht ein Unterschied zwischen Rückkehrern und Rückfälligen.
Zunächst den Mut loben, wieder zurückgekehrt zu sein.
Die Menschen aufbauen, indem man von ähnlichen Situationen berichtet.
Offenheit und Ehrlichkeit einfordern
Der Rückfall ist ein Symptom der Alkoholerkrankung. „Du bist nur kurz vom Weg abgekommen“.
Den Wiederkehrenden nicht bedrängen sondern herzlich willkommen heißen.
4. Mit wem und wie muss die Gruppe vor Ort vernetzt sein?
Mit Gesundheitsamt, Krankenhaus, Ärzten, Suchtkliniken
Mit Pfarreien, Pfarrern
Mit lokaler Presse
Mit dem Job-Center
Flyer auslegen
Beteiligung an Selbsthilfetagen
Mehr Engagement aller Gruppenmitglieder
Persönliche Kontakte sind sehr wichtig für Vernetzung!
5. Haltefähigkeit“ – Was muss geschehen, damit Neue wiederkommen?
Wichtig ist die Vorstellungsrunde. Eigene Krankheitsgeschichte erzählen.
Einfühlungsvermögen zeigen
Die Neue/den Neuen nicht unter Druck setzen und Raum lassen
Das Erzählte nicht in Frage stellen aber auch nicht verharmlosen
Hilfe und Erreichbarkeit aller Gruppenmitglieder anbieten
Persönliche Distanz respektieren
Auf Augenhöhe reden
Angst vor dem Neuen nehmen
Vorteile eines Lebens ohne Sucht aufzeigen
Gruppenleiter sollte gut darüber informiert sein, welche Therapieformen möglich sind.
Aufgrund der Erfahrungen der Gruppenmitglieder das Gefühl geben: Du kannst Abstinenz schaffen!
6. Was soll ein Neuer in der Gruppe wahrnehmen? Wie geschieht das erste Ankommen?
Wir freuen uns, dass Du da bist.
Vor der Gruppenstunde Einzelgespräche führen.
Vorstellungsrunde
Mitbetroffenheit zeigen
Zum Schluss den Neuen/die Neue um ein Feedback bitten!
Jeder der Gruppe sollte gut heimgehen.
Nach dem Mittagsessen stellte die neu gegründete Theatergruppe des DV Mainz unter der Regie von Kornelia Pielmeier, sehr erfolgreich und mit viel Applaus bedacht ihr Programm vor.
Bei den letzten 3 Fragen ging es um das Thema Kernbotschaften:
1. Was macht uns als KB attraktiv und verleiht uns Gewicht?
120 Jahre Erfahrung
Die Zahl unserer Mitglieder
Wir-Gefühl
Kein Konfessionszwang
Offen für alle Nationen und Rassen
Hier bekomme ich Hilfe
Offener und ehrlicher Gesprächsaustausch
Großes Seminarangebot
Große Fachkompetenz
Gruppenarbeit
Gute Erreichbarkeit, gute Kontakte
Unser Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“
Lebenshilfe und familiäre Hilfe
Freizeitveranstaltungen
Lotsennetzwerk
2. Was haben wir zu bieten? Womit können wir wirklich punkten?
Kreuzbund ist cool!
Der Kreuzbund ist authentisch und spricht aus, was gerade notwendig ist!
Die Gemeinschaft macht uns stark.
Unsere Gemeinschaft ist offen, lebendig und ehrlich.
Mit neuer Gemeinschaft aus dem alten Leben heraus
Gemeinschaft auf Augenhöhe
Wir haben keine Monologe sondern einen Dialog miteinander
Gemeinsame Unternehmungen in der Freizeit und damit ein neues Umfeld
Humor
Gutes Essen, der Suchtkranke muss wieder die Genussfähigkeit lernen.
Glaube an Gott und an sich selbst
Nächstenliebe
In den neuen Medien vertreten sein, damit wir attraktiver für junge Leute sind.
Vernetzung zu anderen DVs fehlt!
3. Was könnte unsere „Botschaft“ oder unser „Argument“ sein, damit andere zu uns kommen oder bleiben?
Bei uns kannst Du bleiben wie Du bist!
Zum 1. Mal erhält ein Alkoholkranker wieder Zuwendung
Du schaffst das!
Toleranz lernen und üben
Der KB ist ein Ort ansteckender Gesundheit.
Lebenslanges Lernen
Kein Small Talk sondern richtige Gespräche
Kontakte zu vielfältigen Menschen
Geschützter Raum
Sich neuen Medien öffnen
Neuer Name statt Kreuzbund?
Was unterscheidet uns von anderen Suchtselbsthilfegruppen?
Resümee:
Die Caritas-Verbände sollten aktiver werden und für den Kreuzbund werben. Sie könnte z.B. Kontakte zu Werksärzten und zur IHK herstellen. Die Zusammenarbeit mit der Caritas ist teilweise schwieriger geworden, da viele Suchtberatungen geschlossen wurden.
Wir müssen uns draußen bekannter machen. „Tue Gutes und rede darüber“! Dabei müssen die neuen Medien stärker genutzt werden.
Wir haben einen großen Schatz zu bieten und anzubieten! Viele Dinge waren für uns selbstverständlich, wir haben sie uns heute wieder in Erinnerung gerufen. Wir sollten diesen Schatz nach außen bringen und ihn Hilfesuchenden anbieten!